Saxon

Erneute Punktlandung des Britischen Adlers

 Als sich 1976 Peter „Biff“ Byford zusammen mit den beiden Gitarristen Paul Quinn und Graham Oliver sowie Bassist Steve Dawson und Schlagzeuger Pete Gill in South Yorkshire unter dem Banner Son of a Bitch ans Musizieren machte, dachte er sicher nur in seinen kühnsten Träumen daran, 43 Jahre später mit seiner Nachfolgeband Saxon immer noch zum festen Bestandteil der Hard Rock- und Heavy Metal-Szene zu gehören.

 Vor tatsächlich nunmehr 40 Jahren wurde aus Son of a Bitch kurzerhand der jetzige Bandname Saxon und mit Hits wie „Wheels Of Steel“ und „747 – Strangers In The Night“ vom Saxon-Debütalbum war plötzlich eines der großen Flaggschiffe der folgenden New Wave of British Heavy Metal-Szene geboren. Der Rest ist Geschichte und es ist wahrlich Zeit, den Hut zu ziehen vor der unermüdlichen Energie und Leidenschaft dieser Band, die sie sich bis heute bewahrt hat.

 Natürlich gibt es für das aktuelle Interview einen ganz bestimmten Grund. So steht mit „The Eagle Has Landed“ die Veröffentlichung eines neuen Saxon-Live-Albums ins Haus, allerdings mit dem entscheidenden Zusatz „40“, ja tatsächlich sind 40 Jahre (in Worten: vierzig) ins Land gezogen, die uns Saxon bereits mit ihren Songs beglücken. All die großartigen Klassiker aufzuzählen, hieße allerdings Wasser in den Rhein schütten. Die erste Live-Scheibe „The Eagle Has Landed“ aus dem Jahr 1982 gehört mit Motörheads „No Sleep Till Hammersmith“ noch immer zu den absoluten unsterblichen Live-Perlen der Szene.

 40 Jahre sind wahrlich eine Menge Metal-Holz, auch wenn sich die Briten in den Achtzigern musikalisch etwas verzockten und es ein bisschen ruhiger wurde um die Band. Biff, fühlt es sich für dich wirklich an wie 40 Jahre oder ist es eher so, als ob das alles erst gestern begonnen hätte?

„Also wie 40 Jahre fühlt es sich tatsächlich nicht an. 40 Jahre ist schon eine sehr gute Zahl, wobei Judas Priest beispielsweise schon ihren 50er feiern. Ah ja, die Rolling Stones sind schon beim 60er. Es ist ein gutes Gefühl, so ein Jubiläum erreicht zu haben und immer noch populär zu sein.“

 Mit der neuen Live-Scheibe landet erneut der Adler, wie schon öfter zuvor bei Live-Alben. Gab es eigentlich zumindest für einen kurzen Moment einen Ansatz für einen alternativen Albumtitel?

„Ganz ehrlich, nein, der Titel stand von Anfang an fest. Meine Idee bestand darin, mit dem aktuellen Live-Album eine Parallele zu unserer ersten Live-Scheibe von 1982 herzustellen, die ja den gleichen Titel hatte. Auch das Albumcover ist sehr ähnlich gehalten, schlicht und mit dem Adler darauf. Nur die 40 ist neu, obwohl seit dem ersten Live-Album ja nur 38 Jahre vergangen sind. Es sind auf den drei CDs insgesamt 40 Songs enthalten, 40 ist also die Zahl, um die sich alles dreht.“

 Mit den Jahren wird es aber doch sicher nicht einfacher, eine adäquate Songauswahl für eine Live-Scheibe zu treffen, oder? Ist diese Auswahl alleine deine Sache oder lässt du dich dabei unterstützen und beraten?

„Ja, es ist im Grunde schon meine Angelegenheit, aber Jacky, unser Techniker, hilft mir dabei. Wir haben uns einfach die besten Live-Songs rausgesucht, auch die, bei denen das Publikum die beste Stimmung macht. So kommt die Live-Atmosphäre authentisch rüber.“

 Gibt es ganz bestimmte Songs, auf die du eventuell absichtlich verzichtet hast? Immerhin sind ebenso reichlich neuere Titel zu hören.

„Ich bin schon glücklich mit dem Album und der Songauswahl. Die Mischung aus älteren Klassikern und neueren Titeln, die wir in den vergangenen 15 Jahren immer wieder live gespielt haben, passt ganz gut. Somit decken wir das gesamte Spektrum und sämtliche Dekaden ab.“

 Gerade das Hinzunehmen sehr aktueller Songs macht die Mischung noch interessanter.

„Das sehe ich genauso. Ich wollte es natürlich absichtlich interessant halten und nicht immer nur die gleichen Tracks auf jedem Live-Album haben. Gerade die letzten 15 Jahre waren für Saxon sehr spannend. Wir können immer noch großartige Shows spielen und sind immer noch als Band zusammen.“

 Absolvierst du eigentlich ein spezielles Fitnesstraining, um die vielen Live-Shows durchzuhalten?

„Nein, ich halte mich mit den Live-Shows selbst fit. Wir spielen während einer Tournee doch sehr oft, also fast täglich. Wir haben meist einen sehr strengen Tourplan ohne allzu viele Pausen dazwischen und das hält uns fit, denke ich. Für uns ist es schon wichtig, eine gute Live-Show zu bieten. Gerade im Zeitalter der sozialen Medien ist es enorm wichtig, live auf der Bühne eine gute Figur abzugeben. Die Konzertbesucher laden meistens gleich nach dem Konzert ihre Videos von der Show ins Internet. Da sollte die Leistung stimmen.“ 

Als das digitale Zeitalter Fahrt aufnahm, waren viele Bands allerdings gegen das Hochladen von Videos.

„Das war bei uns immer anders. Die sozialen Medien waren uns schon immer wichtig, denn erstens ist es eine gute Werbung für unsere Musik und andererseits können wir somit ganz eng mit unseren Fans in Kontakt bleiben.“ 

Natürlich sind auch die nächsten Saxon-Live-Shows in Planung, wobei es einige ganz spezielle „Castles And Eagles“-Shows geben wird.

„Ja, wir spielen in Düsseldorf eine Show mit Doro in der Philipps-Halle. Dort sind wir schon seit 1985 nicht mehr als Headliner aufgetreten. Tygers Of Pan Tang und Diamond Head komplettieren das Billing der Achtzigerjahre.“ 

Auf der Insel werden übrigens noch die Schweizer Rocker Krokus und Girlschool mit an Bord sein …

 Ihr werdet auch heuer wieder beim Wacken Open Air vor so vielen Metalfans auf die Bühne gehen. Ist dieses Festival für euch immer noch etwas ganz Besonderes?

„Wacken ist immer ein cooler Auftrittsort. Vor so vielen Leuten zu spielen, macht mächtig viel Spaß. Die Leute kommen zu so einem großen Festival, weil sie Spaß haben wollen und um bestmöglich unterhalten zu werden. Das Angebot in Wacken reicht nun einmal von eher klassischen Klängen bis hin zu Musik mit Moshpits vor der Bühne. Genau diese Vielfalt macht dieses Festival so besonders. Die Leute verbringen coole drei oder vier Tage und verlieren dabei ein bisschen den Bezug zur Realität, was ja nicht schadet, eine kurze Auszeit also.“

 Nimmst du dir dann auch diese (Aus-) Zeit, um dir andere Bands anzuschauen?

„Zeitlich ist das manchmal etwas schwierig bei so einem Festival, aber wenn ich Zeit übrig habe, dann schaue ich mir die eine oder andere Band an. Ich werde mir wohl dieses Jahr Powerwolf ansehen, denn die finde ich sehr interessant. Überhaupt ist es eine coole Sache, dass all die Bands nur für diese paar Tage extra eingeflogen werden und dann wieder verschwinden.“

 Na ja, ich bin mal gespannt, wann Festivals einmal mit der CO2-Bilanz zu kämpfen haben werden.

 Im Booklet der neuen Live-Scheibe sind unter anderem einige Bilder von Saxon-Tattoos eurer Fans zu sehen. Hast du denn eigentlich auch ein Saxon-Tattoo?

„Nein, ich habe kein Tattoo, aber wir haben neulich erst darüber gesprochen, dass ich mir eventuell eins machen lasse, sofern wir die Hammersmith-Show in London ausverkaufen sollten. Also hofft nun jeder in unserem Umfeld, dass wir diese Show auch ausverkaufen können.“

 Aha, und gibt es schon ein ausgesuchtes Motiv für ein Tattoo für den Fall der Fälle?

„Nein, ich habe noch keine Auswahl getroffen.“

 Du könntest es dir ja auch während der Hammersmith-Show stechen lassen.

„Nein, aber vielleicht habe ich es bei dieser Show bereits, denn wenn wir die Show tatsächlich ausverkaufen, dann wohl hoffentlich vor dem Konzerttag.“

 Ebenfalls im Booklet sind handgeschriebene Textblätter von Saxon-Songs abgebildet. Sind das tatsächlich Originale aus deinem privaten Fundus oder eher eine Art Retro-Gimmick?

„Nein, das sind tatsächlich Bilder von Originalen von mir. Ich wusste gar nicht mehr, dass ich die noch immer habe. Die habe ich ganz zufällig in einer Schachtel gefunden.“

 Läuft das beim heutigen Songschreiben noch genauso ab? Schreibst du dir die Texte noch auf ein Blatt Papier?

„Ehrlich gesagt mache ich das manchmal immer noch so wie früher. Ich habe da gar nicht so viel geändert.“

Text: Tom Klaner

Pic: Record Company

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